Eine weihnachtliche Reise um die Welt

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Weihnachten steht vor der Tür und bereits jetzt verfallen wir mehr und mehr in den obligatorischen Weihnachtsstress. Wem kann ich was schenken, wann backe ich meine Plätzchen und wo und wie verbringen wir eigentlich die Weihnachtstage? Jede Nation, jede Region, ja sogar jede Familie hat hier ihre ganz eigenen Traditionen, die Jahr für Jahr gepflegt und von Generation zu Generation weitergereicht werden. Wir haben für Sie einen Blick auf die verschiedensten internationalen Weihnachtstraditionen geworfen und uns auf eine weihnachtliche Reise um die ganze Welt gemacht.

Beginnen wir dort, wo auch der Beginn der christlichen Weihnacht zu finden ist, in der kleinen Stadt Bethlehem bei Jerusalem.

Klassischer Christbaumschmuck - Sterne...
Photo: © Maria Lanznaster / PIXELIO
1. Etappe: Jerusalem Sowohl Matthäus (2,1) als auch Lukas (2,4-11) berichten in ihren Evangelien, dass Jesus in Bethlehem, wahrscheinlich in einer Höhle, geboren wurde. Seit 333 n. Chr. erhebt sich die Geburtskirche über dieser Höhle und ist somit auch unumstrittener Dreh- und Angelpunkt der christlichen Weihnachtsfeier. Jahr für Jahr werden dort am Mittag des 24. Dezembers Christmette und Hochamt in der Katharinenkirche, einem Anbau der Geburtskirche, zelebriert. Auch das orthodoxe Weihnachtsfest hat seinen Ausgangspunkt in der Geburtskirche. Jedoch wird die Messe mit vergleichbaren Ritualen, die direkt in der Geburtskirche abgehalten werden darf, erst am 6. und 7. Januar zelebriert.

Auch wenn Jerusalem in der christlichen Tradition von tragender Bedeutung ist, so bekennt sich die Mehrheit der israelischen Bevölkerung zum Judentum, in dem um die Weihnachtszeit herum ein ebenfalls bedeutendes Fest gefeiert wird: Chanukkha - Das jüdische Lichterfest. Es beginnt jeweils am 25. Tag des Monats Kislew (dieses Jahr fällt dieser Tag auf den 22. Dezember) und dauert 8 Tage und Nächte. Channukha geht zurück auf den geglückten Aufstand der Makkabäer, der jüdischen Freiheitskämpfer, gegen die Herrschaft der Griechen. Die Juden führten nach ihrem Sieg den jüdischen Tempeldienst wieder ein, jedoch blieb für die Menora - das Tempellicht, das nie erlöschen soll - nur noch ein Krug geweihtes Öl für einen einzigen Tag. Für die Herstellung neuen geweihten Öls benötigte man jedoch acht Tage. Doch wie durch ein Wunder brannte das Licht nicht nur einen sondern acht Tage, bis neues geweihtes Öl hergestellt war.

Bis heute gedenken Juden weltweit dem Channukha-Wunder und verbringt die Abende im Kreis von Familie und Freunden. Unmittelbar nach Einbruch der Dunkelheit wird Tag für Tag eine Kerze mehr angezündet, bis alle acht Kerzen brennen. Man gedenkt der Vergangenheit, liest Geschichten aus der Tora und verspeist ein reichhaltiges Chanukka-Mahl, dessen Speisen aufgrund der ursprünglichen wundersamen Vermehrung des Öls vorrangig in Öl gebacken werden. Die Kinder erhalten nach altem Brauch an jedem der acht Tage Geschenke und Süßigkeiten.

Die dritte große Religion Israels, der Islam, der wie das Christentum und das Judentum ebenfalls zu den abrahamitischen Religionen zählt, zählt Jesus zwar zu den Propheten, doch wird Jesus nicht als Sohn Gottes verehrt, geschweige denn sein Geburtstag als Ehrentag zelebriert. Auch der Geburtstag des Propheten Mohammed wird im Islam nicht mit großen Festlichkeiten sondern im stillen Gebet begangen, was darin begründet liegt, dass der Islam den Personenkult an sich ablehnt. So feiern viele Moslems nicht einmal den eigenen Geburtstag.

2. Etappe: Europa Europa kann mit Fug und Recht behaupten, der Ausgangspunkt des Weihnachtsfestes zu sein, wie wir es heute kennen und wie es auch in Amerika heutzutage gefeiert wird: mit Weihnachtsbaum, Weihnachtsmann / Christkind, Geschenken und vielem mehr. Nicht wenige dieser Traditionen stammen aus Deutschland und haben von hier aus eine weite Reise angetreten. Alles rund um Weihnachten vom Adventskranz über traditionelle Weihnachtsgerichte bis hin zum Weihnachtsstern können Sie in unserem ausführlichen Weihnachtsspecial nachlesen. Wussten Sie beispielsweise, dass in Italien, dem Land in dem der Pabst seinen Sitz hat - schließlich liegt der Vatikan, auch wenn er ein eigenständiges Land darstellt, mitten in Rom - die Geschenke weder vom Weihnachtsmann noch vom Christkind sondern am Dreikönigstag von der Hexe Befana gebracht werden?

...und Kugeln. Auch die orthodoxe Kirche, welche dem griechischen Kulturkreis entstammt, kennt und begeht das Weihnachtsfest, allerdings hat es hier einen deutlich niedrigeren Stellenwert, als es in der westlichen Tradition der Fall ist. Adventszeit und ganz besonders der Heiligabend werden in Griechenland nicht mit großer Festtafel begangen, da der 24. Dezember genau genommen noch in der 40-tägigen vorweihnachtlichen Fastenzeit liegt, in der auf Fleisch und Milch verzichtet wird. Traditionell werden an diesem Abend auch keine Geschenke verteilt. Am Abend des 24. Dezembers beginnen die Familien 12 Nächte lang sogenannte Weihnachtsfeuer zu entzünden, um die Kalikanzari, böse, menschenfeindliche Kobolde, zu vertreiben, die den Menschen das Weihnachtsfest verderben wollen. Am 25. Dezember, dem eigentlichen Beginn des Weihnachtsfestes, feiert man gemeinsam mit Freunden und Verwandten bei einem Festessen und Melomakarona (Honigkeksen aus Nüssen, Mandeln und Sirup). Seinen Höhepunkt hat das griechisch-orthodoxe Weihnachtsfest zum Jahreswechsel. Am Silvesterabend begehen die Familien ein großes Festessen, bei dem die Vassilopita, der Neujahrskuchen, den krönenden Abschluss darstellt. Nach alter Tradition ist hier ein Geldstück eingebacken, das dem Finder ein besonders glückliches Jahr bescheren soll. Im Anschluss daran erhalten die Kinder auch endlich ihre Geschenke.

Am Neujahrstag ziehen die Kinder schließlich von Haus zu Haus und singen die Kalanda, griechische Weihnachtslieder, für die sie Geld und Süßigkeiten erhalten.

3. Etappe: Osteuropa und Russland In Russland wird Weihnachten erst am 07. Januar gefeiert, dies entspricht im Julianischen Kalender dem 25. Dezember. In Russland feierte Weihnachten, nach Jahrzehnten der Unterdrückung durch die Kommunisten seit den 90er Jahren ein fulminantes Comeback. Im alten Russland endete am Heiligabend die 40-tägige Fastenzeit und man beging den Abend vor Weihnachten mit einem stundenlangen Gottesdienst mit viel Gesang und Lichter-Prozessionen. Noch heute wird der wichtigste russisch-orthodoxe Weihnachtsgottesdienst, zu dem auch namhafte Politiker eingeladen sind, im Fernsehen übertragen. Zu Hause gibt es ein festliches Mahl, das aus zwölf Gerichten besteht, ein Gericht für jeden der zwölf Apostel Christi. Geschenke sind an Weihnachten jedoch eher selten, da man sich in Russland bereits zum Jahreswechsel beschenkt.

Bulgarien feiert Weihnachten am 25. Dezember. Auch hier läutet das Fest das Ende der Mitte November beginnenden Fastenzeit der orthodoxen Kirche ein. Der Heilige Abend zählt noch mit zur Fastenzeit, so dass hier ausschließlich Linsen gegessen werden dürfen. Erst am ersten Weihnachtstag dürfen laut orthodoxer Glaubensregel wieder Fleischgerichte verzehrt werden. In der heiligen Nacht ziehen Jungen von Haus zu Haus, singen Lieder, wünschen Glück, Wohlstand und Gesundheit und berühren die Rücken der Leute mit dekorierten Stöcken aus Kornelkirschen, denen eine heilende Wirkung zugeschrieben wird.

4. Etappe: Afrika In Kenia richten die christliche Kinder die Häuser für Weihnachten her. Sie machen sauber, schmücken festlich und bereiten das Festessen zu. Man verbringt den Abend im Kreise der Familie mit Spielen, Musik und Tanz. Der eigentliche Höhepunkt des Weihnachtsfestes ist der 25. Dezember. Früh morgens wird nach alter kenianischer Tradition eine Ziege geschlachtet und das Fleisch untereinander geteilt. Nach dem großen Festmahl gehen die Familien in ihren Dörfern von Haus zu Haus, um sich "Frohe Weihnachten" zu wünschen. Anschließend gibt es kleine Geschenke und man feiert die Geburt Jesu Christi bis in die frühen Morgenstunden mit Tanz, Musik und Spielen.

In Ägypten feiert die koptische Kirche, eine christliche altorientalische Kirche, die auf den Apostel Markus zurückgeht, die Geburt Christi am 29. Tag des koptischen Monats Khiakh - im Gregorianischen Kalender fällt dieser Tag auf den 7. Januar. Vor dem Heiligen Abend fasten die Kopten 43 Tage lang. In dieser Zeit essen sie tagsüber ausschließlich Gemüse. Viele Kopten besuchen am Heiligen Abend die Mitternachtsmesse in welcher Weihnachten durch einen koptischen Priester zelebriert wird. Hier tragen sie zur Feier des Tages neue Kleidung. Nach der Messe gibt es zu Hause ein großes Festmahl, das Fata, zu dem es neben Brot, Reis, Fleisch und Knoblauch auch Bouri, ein Fischgericht aus Meeräschen, sowie das traditionelle Gebäck Zalabya gibt. Am nächsten Morgen feiert man mit Nachbarn und Freunden, bringt ihnen Kaik, eine Art Lebkuchen, mit und isst diese gemeinsam bei einem Tee.

Überall duftet es in der Weihnachtszeit herrlich nach Zimt, Orangen und natürlich auch Tannenzweigen, denn - zumindest in Europa und Amerika - steht in jedem Zuhause ein Weihnachtsbaum.
Photo: © knipseline / PIXELIO
5. Etappe Naher Osten und Asien Im Libanon, wie in fast allen Regionen des Nahen Ostens, beginnen die Weihnachtsvorbereitungen bereits zwei Wochen vor dem eigentlichen Fest. Die Menschen pflanzen Erbsen-, Weizen-, Bohnen- oder Linsensamen in Wattebäuschchen, die bis zum Weihnachtsfest bereits eine beachtliche Höhe erreichen. Hiermit werden schließlich die Krippen geschmückt. Selbstverständlich dürfen auch hier die obligatorischen Krippenfiguren, die aus braunem Papier bestehen, und der Weihnachtsstern über der Krippe nicht fehlen. An den letzten neun Abenden vor Heiligabend finden vorweihnachtliche Messen statt und die gesamte Gemeinde hilft dabei, die Kirche zu schmücken.

Weihnachtsgebäck, vorzugsweise Weihnachtsplätzchen werden im Libanon reichlich gebacken. Der wichtigste Weihnachtstag fällt auf den 25. Dezember, an dem vormittags traditionell Freunde und Bekannte besucht werden, mit welchen Kaffee und Likör getrunken wird. Mittags findet bereits das weihnachtliche Festmahl statt. Dann versammelt sich die ganze Familie im Haus des Familienältesten, um gemeinsam zu essen. Traditionell wird hier Hühnchen mit Reis und Kubbeh, Weizenbrei mit Fleisch, Zwiebeln und Gewürzen, serviert.

Da der Anteil an Christen in Asien unbedeutend gering ist, kann das Weihnachtsfest auf keine besonders lange Tradition zurückblicken und es wird auch heute eher selten gefeiert. In China wird Weihnachten eher im privaten Rahmen gefeiert, einen gesetzlichen Feiertag, wie es in Europa der Fall ist, gibt es hier nicht. Doch mit dem steigenden Wohlstand vieler Chinesen ist das Fest auch außerhalb der christlichen Glaubensgemeinschaften angekommen, da man auch hier den Weihnachtsmann aus westlichen Filmen und Fernsehserien kennt. So stellen sich mehr und mehr Familien einen künstlichen Weihnachtsbaum in ihre Wohnung und die Kinder freuen sich am 25. Dezember über die tollen Geschenke, die ihnen der Weihnachtsmann in ihre Weihnachtssocken steckt, die nach amerikanischem Vorbild aufgehängt werden.

6. Etappe Nord- und Südamerika Unsere letzte Etappe führt uns also schließlich auf den Kontinent, der sich zumindest rühmen kann, für die erfolgreiche Verbreitung des Weihnachtsmannes mit verantwortlich zu sein, doch schauen wir zunächst einmal, was sich in Süd- und Mittelamerika zuträgt:

Aufgrund der Missionarsbewegung überwiegen in weiten Teilen die religiösen Elemente des Weihnachtsfestes, wenn sich auch zu den importierten europäischen Bräuchen weitere indianische Traditionen gesellt haben. Besonders beeinflusst ist hier die Tradition des Schenkens: in Kolumbien bringt nach alter Tradition das Christkind die Geschenke, in Chile übernimmt dies ein alter Hirte und brasilianische Kinder können sich über den Weihnachtsmann freuen, wobei sowohl Hirte als auch Weihnachtsmann dem amerikanischen Santa Claus deutlich gleichen. Dass sie sich aufgrund der deutlich höheren Temperaturen entsprechend luftiger kleiden, erklärt sich von selbst. Um nachts in die Häuser zu kommen, haben sie sich allerdings ein paar Hilfsmittel einfallen lassen: neben der allgemein üblichen Leiter bedienen sie sich mancherorts auch einem Trampolin, was schon etwas mehr sportliches Geschick erfordert. Bedenkt man, dass die Geschenke ja auch unbeschadet ankommen sollen.

In Argentinien wiederum erfolgt die Geschenkevergabe am Dreikönigstag und hat deutliche Parallelen mit unserem Nikolausbrauch. Die Kinder stellen am Dreikönigstag, wenn sie zu Bett gehen, ihre Schuhe unter ihr Bett, so dass die Heiligen drei Könige diese auf dem Heimweg von Bethlehem aus mit Süßigkeiten füllen können.

Allen gemeinsam ist jedoch, dass Weihnachtsessen im Kreis der Familie hoch angesehen werden und hier landestypische Festessen zubereitet werden.

Was wäre Weihnachten ohne ihn - den Weihnachtsmann. Fast auf der ganzen Welt ist er in den Weihnachtstagen unterwegs, um Groß und Klein mit Geschenken zu erfreuen.
Photo: © Pambieni / PIXELIO
In Mexiko sieht das Weihnachtsfest wieder ein wenig anders aus, die Feiern beginnen bereits am 15. Dezember. Während der neuntägigen Posadas, so der Name der vorweihnachtlichen Feiern, wird die Herbergssuche von Maria und Josef nachgestellt und man trifft sich, um gemeinsam eine Piñata, bunte Krepppapierfiguren, die mit allerlei Leckereien gefüllt sind, zu zerschlagen und ein bowlenartiges Heißgetränk, Ponche, zu trinken, das mit mexikanischen Früchten zubereitet wird. Am Heiligabend stehen traditionell Truthahn oder Kabeljau auf der Speisekarte. Gegen Mitternacht nähert man sich dem Höhepunkt des Festes, nun wird das Christuskind in die Krippe gelegt und die Geburt gefeiert. Anschließend gibt es dann auch endlich die langersehnten Geschenke.

In Nordamerika ist Weihnachten mittlerweile weitgehend kommerzialisiert worden. 96 Prozent der Amerikaner feiern heutzutage Weihnachten und erfreuen sich an den Paraden der großen Kaufhäuser. Die Macy’s Parade ist heutzutage fast jedem Nicht-Amerikaner ein Begriff und sei es nur aus einem der vielen Weihnachtfilme. Weihnachten wird traditionell im Kreis der Familie gefeiert, ein Anlass, zu dem auch weit verstreute Verwandte sich gerne an einem Ort zusammenfinden, um gemeinsam zu essen und zu feiern. Neben den obligatorischen Weihnachtsbäumen, Weihnachtssocken am Kamin und Krippen, werden vielerorts die Wohnhäuser besonders herausragend geschmückt mit vielen Lichterketten und Figuren. Schließlich möchte jeder das schönste Haus in seiner Nachbarschaft haben. In der Nacht zum 25. Dezember bringt Santa Claus, der sich mit seinem Schlitten, der von Rentieren - allen voran Rudolph the red nosed Reindeer - gezogen wird, auf den Weg, um den Kindern die Geschenke zu bringen und die Weihnachtssocken zu füllen. In einigen Haushalten hat sich auch die Tradition entwickelt, am Heiligabend bereits eines der Geschenke zu öffnen. Alle anderen dürfen erst am Weihnachtsmorgen ausgepackt werden.

In diesem Sinne wünscht das das-ist-drin Team allen eine schöne Adventszeit und fröhliche Weihnachten!

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